Castella

Castella - ein hervorragendes Wesen!

Unser Junghund war ausgesprochen frech, draufgängerisch und konnte ausdauernst ausgiebige Kämpfe mit Kumpels führen. Da die Hunde mit ca. 3 - 4 Jahren erst spät ausreifen, bedarf es eines langen langen Atmes, bis sie sich zu einem coolen, ausgeglichenen, ruhigen Hund mausern. Castella hat früheste konsequente Erziehung und gewissenhafte Sozialisation unter Mithilfe der Zoologin, Fachbuchautorin und Journalistin Kate Kitchenham erfahren, ihren Junghundkurs besucht, mit einem Jahr den VDH Hundeführerschein bestanden und mit unserer Tochter eine Tricks-Schulung absolviert. 

 

Und sie hat gelernt Dummys (nur mit Futter gefüllt) zu apportieren. In Hotels, Kaufhäusern, Cafe`s, Parks, Fußgängerzonen und Feiern weiß sie sich ebenso zu benehmen, wie im Futtergeschäft. Sie hat das ganze Programm intensivst durchlaufen, weil sie bei uns nicht ihrer "genetischen Veranlagung gemäß" arbeiten darf, sondern mit einer modernen Familie lebt, in die sie sich unbedingt integrieren muss.

 

Dieses "Programm" dient dazu, dem Hund einen angemessenen Ausgleich dafür zu schaffen, dass sie nicht so arbeiten kann, wie sie eigentlich "programmiert" ist. Es ist ein "Muss" Arbeitshunde, die nicht arbeiten dürfen, mit geeigneten Beschäftigungen auszulasten - andernfalls betätigen sich die Hunde von alleine auf die Weise, wie sie genetisch programmiert sind und das ist beim Maremmano das Bewachen und Beschützen.

 

Unser Hund ist mit Kommandos, Beschäftigung und Tricks so ausgelastet, dass sich ihr Bewachen und Beschützen auf ein Minimum reduziert und kontrollierbar ist. Das heißt in unserem Fall, dass ich die Situationen in welchen sie beschützen wird, eher erkenne als unser Hund und sie im Vorfeld zurückhalte. Ausleben kann sie ihre Veranlagung trotzdem, da wir am Dorfrand wohnen und ich es ihr erlauben kann, wenn niemand in der Nähe ist, den es stören könnte, in der Dämmerung bellend ihre Kreise zu ziehen, um dann wieder "zur Herde" zurück zu kehren. Zeigt sie diese ihre genetische Veranlagung - kommt dies einem Naturschauspiel gleich.

 

Hat es frisch geschneit und wir gehen Nachts unsere Runde, flankiert sie mich bellend durch die Nacht. Jeder Herdenschutzhund sollte trotz aller moderner Anpassung an unterschiedlichste Sozialverbände die Möglichkeit haben, seine Natur auszuleben. Da unser Hund durch gelungenste Erziehung und Sozialisation für einen Maremmano gut führbar und abrufbar ist, läuft sie überwiegend frei und kaum an der Leine.

 

Trotz ihres jugendlichen Draufgängertums war und ist sie ein Hund mit höchster sozialer Kompetenz! Sie besteht darauf, alle hier lebenden Hunde und neu dazu kommende, kennenzulernen, abzuchecken und dann Freundschaft zu schließen. Bei Begegnungen mit "Kleinen Freunden" bleibt sie sitzen und legt sich zur Begrüßung auf "Augenhöhe" hin. Ob Rüden oder Hündinnen gegenüber benimmt sie sich anfänglich immer defensiv. Im Verlauf der Freundschaften ist sie am Ende jedoch immer die zwar nette, aber die Chefin! Frauen, Männern, und Kindern gegenüber ist sie nur nett. Wenn sie von Kindern genervt ist, steht sie auf und geht weg.

 

Sie lebt bei uns zu Hause mit unserem Kaninchen zusammen und ist auch nicht futterneidisch, wenn beide gleichzeitig ihre Leckerlis bekommen. Sie liebt Postboten - weil die schon in der Welpenzeit immer was zu Futtern dabei hatten. Wohl gemerkt - dies ist eine Möglichkeit der Prägung. Alles was sie nicht kennt -  was ungewöhnlich ist -  wird verbellt und angefeindet! Deshalb ist es als Familienhund so wichtig, dass sie alles kennt!

 

Zu Besuch bei Bekannten, deren alzheimerkranke Mutter durch ein dunkles Zimmer auf uns zu kam, konnte ich meinen Hund beinahe nicht mehr erkennen. Sie können in Bruchteilen von Sekunden zu "absoluten Bestien" mutieren. Ich greife in solchen Fällen konsequent hart durch und mache meinem Hund klar, dass ich ihr eher an die Kehle gehe, bevor sie irgendwelche Anstalten zu irgendwas dergleichen machen sollte - dass ist ein absolutes Muss! Es sind große wehrhafte Hunde! Unser Hund hat gelernt mich auch in solchen Situationen zu verstehen, auch wenn es mich Schweißtropfen gekostet hat. Wer zu Reibungen solcher Art keine Lust hat, sollte dringend die Finger von diesen Hunden lassen.

 

Zuhause ist sie, wahrscheinlich wie die meisten Hunde als Familienmitglieder herzallerliebst, kann zwar wohlgemerkt kein "Kuscheln auf Kommando", aber gerne und ausgiebig, wenn sie es möchte!

 

Wir lassen sie in Ausnahmefällen maximal 6 Stunden alleine - sie kann das ohne Probleme. Am liebsten ist sie jedoch in Gesellschaft, im Familienverband und überall dabei! Es sind soziale Geschöpfe wie wir, die ihren Sozialverband dringend benötigen!

 

Ihr Jagdverhalten beschränkt sich auf Reize, wie beispielsweise Kaninchen, die schon direkt vor Ihrer Nase durchstarten müssen, damit sie hinter her geht. Als Junghund hat sie mehr ausprobiert, hatte auch eine extrem nervige Phase, in welcher sie ihre Lieblingsstellen im Wald hatte, wo sie dann bellend losjagte. Auch dieses Verhalten zu unterbinden verlangte einen langen Atem. Inzwischen hatte sie zwei mal Jagderfolg bei Mäusen, welche vielleicht schon altersschwach waren, ansonsten ist sie für diese Aktivitäten weniger geeignet und schlichtweg zu langsam und phlegmatisch.

Inzwischen haben wir einen absolut traumhaften Hund, den kaum noch etwas wundert oder aus der Ruhe bringt. Was Castella auszeichnet, ist ihr für einen Herdenschutzhund eher unerwarteter großer Humor! Sie liebt es, wie sie es als Junghund gelernt hat, auf Steine oder Baumstämme zu springen, zu posieren und was Leckeres zu kassieren! Und das macht sie mit absolutem Vergnügen und sehr ausdauernd!

 

Ansonsten koketiert sie in ihrem Umfeld in unserer kleinen Spielstraße und überall wo sie hinkommt mit ihrer gewinnenden italienischem Mentalität und ist "Everybodys Darling".

 

Letztlich kommt es darauf an, was wir von diesem Hund möchten: Wir müssen ihm sagen und immer wieder erklären, ob er ein Familienhund oder eine Arbeitshund an Herden sein soll - es ist der Hund, der sich nach seinen Bezugspersonen und seinem Sozialverband richtet - wenn wir es verstehen es ihm verständlich zu machen!

 

Die Hunde haben zwei Gesichter: Es fand eine Auslese auf Sozialkompetenz und Sozialverträglichkeit im Sozialverband, der Herde statt und auf Beschützereigenschaften, wie Eigenständigkeit, Draufgängertum, aber auch größte Vorsicht (vor Wolf und Bär), Mut und der berühmte "Schalter im Kopf", mit welchem in Bruchteilen von Sekunden auf Bedrohung reagiert wird.

 

Diese beiden Gesichter zeichnen auch das Wesen unseres Hundes aus - ein ausgezeichnetes Wesen!