Erziehung

Es sind eine Vielzahl von Faktoren in unserer Beziehung und Erziehung unseres Hundes als Familienmitglied zu berücksichtigen. Im Mittelpunkt steht unsere Verantwortung für die Lebensqualität unseres Familienmitgliedes.

Sicherheit und Bindung

 

Die Wichtigkeit von ausgiebigen Körperkontakt und Tragen

Kommt ein Welpe ins Haus sollte auf Ruhezeiten und Rückzugsplätze geachtet werden. Es ist ein Hundebaby, das unserer Liebe, unseres Bindungswillens und unserer Anleitungsrolle versichert sein will. Die Zeit in den ersten Wochen im neuen Zuhause sollte gänzlich für das neue Familienmitglied eingeplant werden. Mit mindestens einem halben Jahr intensiverer Betreuung muss gerechnet werden. Der Maremmano wird später nur "uns zu Liebe" gehorchen. Er nimmt Kommandos ansonsten nur unwillig entgegen. Deshalb ist die Bindung an uns sooo wichtig.

 

Bindung bedeutet: Beschäftigung, Zeit miteinander verbringen mit Spiel und Spass, Körperpflege, Füttern, Knuddeln, Führen und Folgen, Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.

 

Wenn der kleine Frechdachs nach einer gewissen Zeit in seinem neuen Zuhause aufhört uns automatisch zu folgen, müssen wir immer mehr Mühe aufwenden uns mit spannenden Unternehmungen und Spielen interessant zu machen. Wenn wir uns dabei vor der Nachbarschaft "so richtig zum Affen machen", machen wir garantiert alles richtig. Hier sollten wir  bereit sein, die Grenzen unseres Peinlichkeits-empfindens großzügig zu verschieben.

 

In dieser Zeit hat uns die Schleppleine sehr gute Dienste geleistet. Es ist eine leichte 6 bis 8 Meter lange Schnur, die am Halsband befestigt dem Schlingel klar macht, dass er auch kommen muss, wenn alles gerade total spannend ist und er keine Lust dazu hat. Wir rufen, das Hündchen kommt nicht, wir steigen auf die Leine, rufen und geben noch mal die Chance zu kommen - meistens klappt das, weil von unserem Hündchen doch schon bemerkt wurde, dass wir den "verlängerten Zugriff" haben und wenn es nicht klappt, verleihen wir unserem Ansinnen Nachdruck indem wir an der Leine ein Stückchen in unserer Richtung rucken.

Die erste Phase bedarf viel Zeit und Zuwendung

 

Sämtliche Tricks und Kniffe bei der Erziehung sind von unserer Freundin Kate Kitchenham in ihren Büchern "Alles über Hunde" und "Hunde in der Stadt" bestens zusammen gestellt und ausgeführt. Wir empfehlen diese Leitfäden nicht nur lapidar zu überfliegen und mal das eine oder andere auszuprobieren, sondern sich gewissenhaft eine Art Programm zu machen oder einfach den Kapiteln zu folgen und danach systematisch zu arbeiten. Wir selbst hatten über ein halbes Jahr beinahe wöchentlich Einzelstunden, in denen sowohl der Hund, als auch vor allem wir uns unsere Schulung abholten. Sich von anderen Rückmeldung über sein eigenes Handeln geben zu lassen, ist eines der schwierigsten Dinge überhaupt, aber ein sehr guter Weg, damit sich keine verhängnisvollen Verhaltensfehler bei uns und dann auch bei unserem Vierbeiner einschleichen, die wir eine Hundeleben lang bedauern müssen.

 

Vernünftige Leute holen sich bei der Erziehung ihrer Junghunde immer wieder Hilfe von Profis und eine Reflexion ihres Verhaltens, auch wenn sie schon seit vielen Jahren Hundeerfahren sind und schon viele Hunde groß bekommen haben. Denn: jeder Hund ist wieder anders, bei mir schleifen sich Fehler ein und Lebenssituationen und Umstände ändern sich und vieles muss neu angepasst werden.

 

Wir empfehlen den frischgebackener Welpenbesitzer eine für Herdenschutzhunde aufgeschlossene Hundeschule. Diese gibt es leider nicht wie Sand am Meer, manche haben mal einen Kangal unter ihren Schützlingen und bereits eine Ahnung vom besonderen Wesen unserer "Rambos" und notorischen Befehlsverweigerer. An anderer Stelle habe ich bereits darauf hingewiesen, dass Maremmani Kommandos nur uns zu liebe ausführen, weil wir vermitteln, dass jetzt "Blödelstunde" ist und die Spaß macht. Aus anderen Gründen folgen sie keinen Kommandos und das ist für viele Hundeschulen und Trainier extrem gewöhnungsbedürftig. Aufklärende und intensive Vorgespräche mit aufgeschlossenen Trainiern können hier einiges bewirken. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Viele Hundeschulen haben sich im Zuge der neueren Diskussionen in der Fachwelt und den Medien inzwischen geöffnete und modernisiert. Es geht überwiegend nicht mehr vorangig um den Gehorsamsdrill, wie in den letzten Jahrzehnten, in welchen noch ein anderes Verständnis von Hunden dominierte.

 

Wir haben auch nicht so recht daran geglaubt, aber wir haben den Hundeführerschein bestanden - die Leistungen Kommandos zu befolgen wurden nicht so hervorragend bewertet, weil dies bei unserem Hund ja immer relativ langsam erfolgt, da unser Hund ja mitdenkt und immer überlegt, ob es Sinn macht dem Befehl zu befolgen oder auch, ob es überhaupt noch Spaß macht. Brilliant schneiden diese Hunde ab im Sozialverhalten - hierin ist sie perfekt und das Fahren in Bussen, Bahnen und Aufzügen ist zwar nicht ihre Lieblingsbeschäftigung - sie ist aber sehr gut darin! Ich empfehle den Hundeführerschein in einer geeigneten Hundeschule ab 1 1/2 Jahren - vorher sind sie zu kindisch und unreif.

 

Welpen- wie Junghundegruppen sollten nicht zu groß sein, damit individuelle auf die Zwerge und Halbstarken eingegangen werden kann. Die Kämpfe und Spiele unter den Welpen können wir als Menschen nie und nimmer ersetzen und diese sind es, die sehr gut Beißhemmung und das gesamte Repertoire an Sozialverhalten unter Artgenossen schulen. Deshalb sind in der ersten Zeit die Kontakte der Hunde untereinander so wichtig! Wenn Sie privat genügend Leute zusammen bekommen, am Besten noch unter fachkundiger Anleitung , organisieren Sie Ihre eigenen kleinen Welpentreffen - sehr wichtig ist: eher öfter als selten!

 

Wir empfehlen systematisch zu Erziehen und zu Sozialisieren, weil sich dies in unserem Fall unglaublich bewährt hat. Von vielen wird bestätigt, dass sie wenigen anderen so offenen und händelbare Herdenschutzhunden begegnet sind, wie unserem. Der Welpe muss am besten Unbekümmerheit und Fröhlichkeit schon mitbringen und sollte vor allem auch keine schlechten Erfahrungen gemacht haben. Diese leichte und liebevolle Atmophäre sollte sich in seinem neuen Zuhause fortsetzten und mit Spaß, Abenteuer und Freude mit seinen Bezugspersonen verbunden werden.

 

Aus dieser Sicherheit heraus wird nun die Welt endeckt und wir begleiten dies mit Bestätigung von erwünschtem Verhalten, Ignoranz von weniger Gewünschtem, aber noch geduldetem und mit Abbruchsignalen bei unerwünschtem Verhalten: "Nein", ein Knurren oder deutliches Räuspern sind hier die Mittel der Wahl. Dann muss Schluss sein - keine Diskussion! (Tolerant wie wir sind, dulden und ignoriern wir es, wenn der Maremmano mal wieder "das letzte Wort" hat.)

 

 

 

Spiel, Beschäftigung, Bewegung

 

Womit eine Maremmanobaby gerne spielt, war uns dann auch erst mal nicht gleich so ganz klar. Bewährt hat sich ein dickes geflochtenes Seil zum Nachlaufen und reinbeißen, wobei wir dieses immer auch noch an eine Verlängerung, sprich ein dünneres anderes Seil banden, damit auch bei den Spielen mit den Kindern genügend Abstand von der Hand bleibt, um zu vermeiden, dass Kinderhände von den scharfen fiesen Welpenzähnen versehentlich gezwickt werden.

Castella mit "Beute"

Zerrspiele haben wir so gut wie ganz gemieden - weil wir von Anfang an nicht in ein Kräftemessen mit dem Hund gehen wollten. Das gewinnt er nämlich irgendwann und gewinnen tun prinzipiell wir. Wir beginnen das Spiel und beenden es. Dies vor allem abrupt, wenn es zu unerwünschtem Verhalten kommt, wie zwicken in die falschen Gegenstände, Jacken und Hosenbeine. Wir drehen uns um und lassen den kleinen Wicht einfach stehen. Klingt gemein, machen die Elternhunde jedoch nicht anders und die Jungspunde verstehen das so sehr gut. Es ist nur fair uns so zu verhalten, dass der Canide uns verstehen kann. Denn letztendlich will er akzeptiert sein, keinen Ärger und Geborgenheit in der Gruppe. Er will sich von sich aus so verhalten, dass es von uns halbwegs gebilligt wird. Schließlich hat so ein Zwerg das Recht auf ganz klare Ansagen - was für ihn eine unheimliche Erleichterung und Orientierungshilfe ist, auch wenn wir nach hominidem Ermessen erst mal denken, wir handeln herzlos oder fies. Es hat uns so manchesmal große Überwindung gekostet bei sehr groben "Schnitzern" unseres Herzblattes wie Blitz und Donner auf das Liebchen nieder zu fahren - und bei den Hundeeltern ist es nicht anders zu beobachten. Nicht die Überwindung - nein, das ist für Caniden ganz normale Ausdrucksweise, sondern die situationsgerechte, angemessene, auf den Zeitpunkt getimete unmittelbare Reaktion - ein auf den Rücken drehen, nieder fahren, Knurren - und gut ist wieder! Nachtragend sind die Hundeeltern im Gegensatz zu Hominiden nämlich in keinster Weise und das sollten wir wenigstens versuchen uns zu eigen zu machen.

 

Wichtig ist es auch den Hund nicht zu "überdrehen". Spieleinheiten sollten moderat portioniert werden. Ein überdrehter Junghund schadet anderen und sich selbst und ist besonders mit Kindern dann eher problematisch, weil im Übermut gerempelt, gestoßen und gezwickt wird. Ich denke an dieser Stelle gerne an eine Äußerung von Günther Bloch, der es nach meiner Erinnerung so formulierte, "dass Welpen die aggressivsten Hunde überhaupt sind".

 

Wenn ich zurück erinnere, dass unser süßer Kleiner nichts lieber machte, als eine dreiviertel Stunde von einem einstündigen Spaziergang mit seinem Kumpel durchzukämpfen, mit allen Geräuschen drum und dran. Natürlich verletzen sie sich nicht, auch wenn  Passanten dies vermuten läßt. Wir halten es für unabdingbar, dass wir dem Welpen und Junghund diese Spiele mit ihren Artgenossen am Besten jeden Tag mindestens eine Stunde mit Pausen oder auch länger ermöglichen. Selbstverständlich achten wir darauf, dass diese Kämpfe unter Gleichberechtigten ablaufen und verhindern jegliches einseitige Mobbing.

 

Wie man dazwischen geht und den Jungspunden Bescheid gibt, dass es jetzt genug ist, zeigen am besten gut sozialisierte Althunde, die zwischen den Rabauken für Ordnung sorgen. Wohlgemerkt sollten es moderate Althunde sein, den auch hierbei sind Überreaktionen möglich.

 

Für unseren Zögling ist es absolut wichtig, dass wir in beiden Fällen konsequent dazwischen gehen: wenn unser Liebling von anderen einseitig untergebuttert wird und wenn unser Süßer andere einseitig unterbuttert. Wenn es gut läuft, hält es sich die Waage und die Junghunde können beide Rollen abwechselnd einnehmen und lernen so, wann es besser ist, nicht so auf den Putz zu hauen und mal nach zu geben und wann man sich herausnehmen kann, den Ton anzugeben, ohne auch dies zu übertreiben.

 

Weiter geht es an dieser Stelle bald mit:

 

Beschäftigung mit Tricks

 

und Bewegung

 

 

 

 

 

Folgende Kapitel sind noch im Entstehen:

  

Stabilität im Sozialverband

 

Prägung und Sozialisation

 

Nein, Bleib!

 

"Der Schalter im Kopf des Maremmano"

 

 

Literaturempfehlung zur Erziehung

 

 

 

 

 

Anerkennung, Bestätigung und Wertschätzung durch Beschäftigung wie erlernte Tricks